Als Therapeutin mit meinem Schwerpunkt auf hypnosystemischen und körperorientierten Verfahren verfolge ich mit KlientInnen schon seit längerem den Ansatz, dass das was wir jetzt gerade empfinden, oftmals nicht nur mit dem JETZT zu tun hat, sondern sich u. a. aus Erinnerungen, physiologischen Zuständen / Veränderungen und dem aktuellen Kontext zusammensetzen. Gerade in der Traumatherapie ist das sehr hilfreich.
Die Neurowissenschaftlerin und Psychologin Lisa Feldman Barrett beschreibt genau das in diesem (sehr spannenden!) Buch und bezieht sich dabei auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse – nämlich, dass Emotionen nicht universell und „vorprogrammiert“ bereits in unseren Gehirnen und Körpern vorhanden sind, wenn wir auf die Welt kommen, sondern dass wir sie quasi erlernen: Durch unsere persönlichen Erfahrungen, durch die Kultur, in der wir aufwachsen und leben, durch die Umgebungen, in denen wir uns bewegen. Anhand von vielen Beispielen untermauert sie diese Thesen und Forschungen und welche Auswirkungen das auf unsere Beziehungen, auf Erziehung, die Rechtsprechung usw. haben kann. Es gibt sogar ein Kapitel zum Thema „Tiere und Emotionen“ – auch unfassbar interessant!
Fazit für mich: Dieses Buch ist ein Augenöffner und lässt mich vieles in mir und mich herum noch einmal völlig neu sehen (immer eine gute Sache ;-)), und ich kann dieses Wissen direkt therapeutisch einsetzen.