Manchmal reicht eine Sitzung – oder: Warum ich keine Therapiepakete anbiete

Oft fragen mich Menschen, die sich für eine Therapie oder Beratung bei mir interessieren: Wie viele Sitzungen brauche ich? Wie lange dauert es, bis es mir besser geht?
Meine ehrliche Antwort: Das lässt sich nicht pauschal sagen.
Es hängt von vielen Faktoren ab – vor allem auch von den Klient:innen selbst.

Manchmal reicht (zunächst) eine einzige Sitzung. Manchmal ist eine längere Begleitung sinnvoll. Auch die Frequenz ist sehr unterschiedlich und orientiert sich unter anderem an folgenden Fragen:

  • Wie akut ist das Problem, wie hoch ist der Leidensdruck?

  • Um welches Thema geht es – und wie komplex ist es?

  • Wie groß ist die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit auch zwischen den Sitzungen?

  • Wie sehen die zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten aus?

  • Wie viele Kapazitäten habe ich als Therapeutin aktuell?

  • Ist möglicherweise eine Kombination mit anderen Methoden oder Therapeut:innen hilfreich – z. B. Körpertherapie und Psychotherapie?

  • Und nicht zuletzt: Mit welchen Methoden arbeiten wir? (Zum Beispiel sind Somatic Experiencing und Integral Somatic Psychology nicht auf eng getaktete Sitzungen angelegt – Abstände von 2 bis 4 Wochen sind hier sinnvoll.)

Aus all diesen Gründen biete ich keine Therapie- oder Beratungspakete an.
Es gibt bei mir keine festen Programme à la „1 kostenloses Vorgespräch plus 10 Sitzungen in 3 Monaten zum Fixpreis“.
Stattdessen buchen meine Klient:innen flexibel – Sitzung für Sitzung. Genau so, wie ich es mir selbst als Klientin wünschen würde.


Zwei Beispiele aus der Praxis

Vor kurzem hatte ich zwei Klientinnen, bei denen tatsächlich eine einzige Sitzung ausgereicht hat – zumindest fürs Erste. Beide hatten mit mehr gerechnet.

Fall 1: B., 52 Jahre, Führungskraft

V. lebt allein, ist beruflich erfolgreich und gut sozial eingebunden. Trotzdem hatte sie das Gefühl, sich von sich selbst und von anderen abgeschnitten zu fühlen. Jemand brachte sie darauf, dass ein frühes Trauma (ein sogenanntes Bindungstrauma) dahinterstecken könnte.

In der ersten Sitzung erkundigte ich mich – wie immer – nach ihren Ressourcen:
Was tut gut, was macht Freude, was gibt Kraft?
Und nach den Ausnahmen: Gibt es Momente, in denen sie sich verbunden fühlt?

Plötzlich fiel ihr ein, dass sie während der Corona-Zeit aufgehört hatte, im Chor zu singen – etwas, das sie seit ihrer Kindheit begleitet und ihr genau dieses Gefühl von Verbindung gegeben hatte. Sie hatte es einfach vergessen.

Anmerkung: Singen, besonders im Chor, aktiviert den sogenannten ventralen Vagus – Teil unseres „social engagement system“. Es unterstützt sowohl die Verbindung zu uns selbst als auch zu anderen.

In der Sitzung war die Freude spürbar, als sie diese Erinnerung wiederentdeckte. Schon während unseres Gesprächs kamen Ideen, wie und wo sie wieder singen könnte.
Eine verschüttete Ressource wurde aktiviert – und jetzt schaut sie selbst, wie es weitergeht.

Fall 2: I., 64 Jahre, im Ruhestand

H. hatte ein herausforderndes Jahr hinter sich: ein Unfall mit Klinikaufenthalt, der Übergang in den Ruhestand, eine Trennung.
Sie berichtete von Angst und Unruhe, vor allem im Bauch und in den Händen – obwohl es ihr „eigentlich“ gut gehe. Diese Körperempfindungen und Gefühle kenne sie schon lange, wisse aber nicht, warum sie sich jetzt wieder zeigten. Sie wisse auch nicht, wie sie damit umgehen solle.

Alte Themen seien sicher da, aber sie wolle nicht noch einmal alles erzählen.

Zum Glück muss man das bei Methoden wie Somatic Experiencing oder ISP auch nicht.

Wir machten eine kleine Körperwahrnehmungsübung. Mit geschlossenen Augen tauchten sofort die beschriebenen Körperempfindungen auf: Angst, Unruhe, Hilflosigkeit.

Ich lud sie ein, die Augen wieder zu öffnen – denn geschlossene Augen können den sogenannten Traumasog verstärken, offene Augen bringen uns zurück ins Hier und Jetzt.

Dann bot ich ihr diesen Satz an:

„Mein Körper hat Angst – aber ich nicht.“

Sie sprach ihn zwei-, dreimal aus – jedes Mal mit etwas mehr Nachdruck. Der Körper beruhigte sich sichtbar und spürbar.

„Dass ein einziger Satz so eine Wirkung haben kann …“ sagte sie erstaunt.
Damit wollte sie nun erst mal weiterüben.


Fazit

Therapie ist individuell. Manche Anliegen lassen sich überraschend schnell lösen – andere brauchen mehr Zeit, mehr Tiefe, mehr Wiederholung.

Ich begleite Menschen nicht nach einem Schema, sondern orientiere mich an dem, was sie wirklich brauchen.
Deshalb: keine Pakete, kein Standardfahrplan – sondern Raum für echte, bedürfnisorientierte Veränderung.

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